Schachvarianten und Variationen
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Folgende Schachvarianten sind international bekannt. Sie ändern die allgemeinen Schachregeln nur minimal. In erster Linie wird die Brettgröße und die Grundstellung verändert, wobei auch neue Figuren eingefügt werden, die sich aber aus bekannten Bewegungsschemata ergeben.
Eine mögliche Startaufstellung bei Chess960
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Chess960
Gemäß einer Idee des ehemaligen Schachweltmeisters Fischer wird eine von 960 möglichen Ausgangsstellungen ausgelost. Damit möchte man vermeiden, dass auswendig gelernte Eröffnungszüge zum Vorteil führen. Diese Variante des Schachs wird Chess960 genannt. Ein denkbarer Nachteil dieser Variante, dass möglicherweise eine Seite einen signifikanten Vorteil erhielte, wird dadurch kompensiert, dass Startstellungen erst unmittelbar vor einer Partie ausgelost werden. Genaugenommen ist das ursprünglich „Fischer-Random-Chess“ benannte Spiel keine Schachvariante sondern eine Verallgemeinerung. Das klassische Schach ist hier in einer der 960 möglichen Ausgangsstellungen enthalten. |
Janusschach
Weit verbreitet ist das Janusschach, das auf einem 10×8-Brett gespielt wird. Neben zwei zusätzlichen Bauern erhält jeder Spieler zwei Janus oder auch Kardinal genannte Figuren, die sowohl wie ein Läufer als auch wie ein Springer ziehen können. Der Janus wird in der Grundstellung zwischen Turm und Springer aufgestellt. Da er als einzige Figur auf dem Brett ohne Hilfe einer anderen Matt setzen kann, stellt er, insbesondere bei Mattangriffen, eine interessante Bereicherung des Spiels dar. |
Capablanca-Schach
Ebenfalls populär ist Capablanca Chess (1940), wobei eine der Janus-Figuren durch einen Kanzler (zieht wie Turm und Springer) ersetzt wird. Capablanca-Random-Chess Diese Variante verbindet diverse Elemente auf dem 10x8 Brett. Zu Capablancas erweiterten Figurensatz mit Kanzler und Erzbischof (auch Janus) wird eine Startstellung aus 48.000 Möglichkeiten ausgelost, solche mit ungedeckten Bauern werden verworfen. Rochaden bleiben wie beim Chess960 unverändert Elemente des Spiels. So verhält sich Capablanca-Random-Chess zum Capablanca-Chess wie Fischer-Random-Chess zum klassischen Schach. Eine dieser Startpositionen war in den USA patentiert und wird dort unter dem Name Gothic Chess kommerziell vertrieben. Aus diesem Grunde werden einige Startaufstellungen im Capablanca-Random-Chess verworfen und neu ausgelost. |
Los Alamos Schach
Los Alamos Schach wird auf einem 6×6-Brett und ohne Läufer gespielt. Die Bauern dürfen zu Beginn nur einen Einzelschritt ausführen und werden nur in Dame, Springer oder Turm umgewandelt. Rochade und en-passant-Schlag gibt es nicht. Der Name nimmt Bezug auf das Los Alamos National Laboratory, wo 1956 Paul Stein und Mark Wells ein Schachprogramm entwickelt haben. Da Rechenzeit für den MANIAC I knapp war, wurde für Testpartien diese vereinfachte Spielvariante verwendet. Sie ist die erste Schachvariante (normales Schach eingeschlossen), in der ein Computer eine komplette Partie gespielt hat. |
Jester’s Game
Jester’s Game (engl. jester = Hofnarr) ist ein Brettspiel auf der Basis von Schach für drei statt zwei Spieler. Gegenüber dem Schachspiel ist die Spielfigur Jester ergänzt. Der Jester kann nach den Zugmöglichkeiten als Mischung aus Springer und Dame charakterisiert werden, hat jedoch keine Berechtigung gegnerische Figuren zu schlagen. Er selbst kann nur geschlagen werden, wenn er von zwei Gegnern gleichzeitig bedroht wird. Die ihn schlagende Figur verlässt mit dem Jester das Spielfeld. So wird der schwache Narr zu einer starken Figur im Spiel. |
Koalitionsschach oder Bündnisschach
von Arnold Schönberg Diese Variante für vier Spieler wurde von dem Komponisten Arnold Schönberg in den 1920er Jahren konzipiert. Auf einem Spielfeld von 10x10 Feldern stehen sich zwei „Großmächte“ (Gelb und Schwarz mit je zwölf Figuren, darunter einem König) sowie zwei „Kleinmächte“ (Grün und Rot mit je sechs Figuren) gegenüber. Die Figuren der Großmächte symbolisieren die Infanterie, die Kleinmächte stehen für Marine und Luftwaffe mit jeweils spezifischen Zugmöglichkeiten der Figuren. Es gibt keine feste Anfangsstellung, außerdem müssen innerhalb der ersten drei Spielrunden zwei Koalitionen gebildet werden. Danach versuchen die verbündeten Parteien, den gegnerischen König schachmatt zu setzen. |
Rautenschach (Diamond Chess, Diagonalschach)
Unter der englischen Bezeichnung wurde Rautenschach im März 1886 in The British Chess Magazine als eine Schachabart von Porterfield Rynd veröffentlicht, bei dem das normale Schachbrett wie eine Raute auf die weißfeldrige Spitze von h1 gestellt wird. Derart verkantet liegt das Brett mit je einer weißfeldrigen Spitze vor den beiden Spielern. Außer den Bauern ziehen alle Figuren wie üblich. Die Bauern bewegen sich diagonal (in Läuferrichtung). |
Tandemschach (Bughouse/Konferenz/Berliner Vierer)
Situation beim Tandemschach Beim Tandemschach wird aus mehreren Spielern ein Team gebildet, hierbei sitzen die Teamkollegen alle auf einer Seite und die Gegner auf der gegenüberliegenden. Die Figuren, die ein Spieler von seinem Gegner schlägt, darf er einem seiner Mannschaftskollegen geben, der diese als eigene Figuren wieder ins Spiel bringen kann (das Einsetzen gilt hierbei als Zug). Hierzu ist es logischerweise nötig, dass der Teamkollege jeweils die andere Farbe (schwarz bzw. weiß) als sein Nachbar hat. Eine Partie wird üblicherweise mit einer Beschränkung der Bedenkzeit auf jeweils fünf Minuten für die ganze Partie durchgeführt. Hat nun ein Spieler einer Mannschaft seine Partie durch Matt, Aufgabe des Gegners oder Zeitüberschreitung des Gegners gewonnen, hat die ganze Mannschaft gewonnen und die übrigen Spiele werden abgebrochen. Jedoch gibt es auch bei dieser Abart verschiedene Spielformen. Es ist zu unterscheiden zwischen „Tandem mit Matteinsetzen“ und „Tandem ohne Matteinsetzen“. Matteinsetzen bedeutet hierbei, dass eine Figur so eingesetzt (nicht gezogen!) wird, dass der Gegenüber dadurch unmittelbar schachmatt ist. Es ist nicht möglich, Bauern auf einer der Grundreihen (1. bzw. 8. Reihe) einzusetzen. Ob Bauernumwandlungen überhaupt stattfinden, ist ebenfalls von den vorher vereinbarten Regeln abhängig – so kann zum Beispiel vereinbart werden, dass Bauern, die die letzte Reihe erreichen, direkt an die Gegenpartei gehen. (Bauern „verfallen“) |
Kurierspiel
Bei dem mittelalterlichen Kurierspiel hatten beide Seiten ein verbreitertes Schachbrett von 12x8 Feldern zur Verfügung. Zu den bekannten Steinen kamen zusätzliche Figuren hinzu, darunter der namengebende Kurier. Dieser zog nach der Zugweise des damals noch unbekannten Läufers. Bei der Umwandlung des Alfil, der diagonal ins übernächste Feld sprang, zum Läufer im Zuge der Reform des Schachspiels hat der Kurier eventuell als Vorbild gedient. |
Grande Acedrex
Historisch interessant ist auch das von König Alfons X. von Kastilien beschriebene Grande Acedrex. Es wird auf einem Brett mit 12×12 Feldern gespielt. Jede Seite hat zwölf Bauern, die auf der vierten und neunten Reihe aufgestellt werden. Die übrigen Steine stehen auf der Grundreihe. Darunter sind exotische Figuren wie „Löwen“, „Einhörner“, „Giraffen“, „Krokodile“ und „Greifen“, die besondere Zugmöglichkeiten aufweisen. Eine Spielvariante sieht vor, dass mit Würfeln entschieden wird, welche Figuren ziehen sollen. |
Viererschach
Beim Viererschach spielen vier Spieler auf einem Brett mit 8x8 Feldern, an dem auf jeder Seite noch 2–4 Reihen (meist 3) angehängt werden, sodass das Brett die Form eines „+“ hat. Die Figuren ziehen gemäß den Regeln des Normalschachs. Es gibt verschiedene Varianten mit abweichenden Detailregeln und Spielzielen; üblicherweise spielen je zwei Spieler als Team zusammen, manchmal spielt aber auch jeder für sich. |
Russisches Festungsschach
Russisches Festungsschach spielen vier Spieler auf einem Brett mit 8x8 Feldern, an dem auf jeder Seite noch 2 Reihen als Grundlinien angehängt werden. Zusätzlich gibt es vier "Festungen" von je 4x4 Feldern, die über nur die rechten zwei Felder der Grundlinie zugänglich sind. In dieser Festung stehen außerdem je ein Turm, Läufer und Springer als Reserve. |
Hexagonales Schach
Unter der gemeinsamen Bezeichnung Hexagonales Schach gibt es verschiedene Varianten, die auf einem aus sechseckigen Feldern aufgebautem Schachbrett gespielt werden. Das Spielbrett besteht dabei meist aus 91 Sechsecken. Die populärste Variante wurde 1936 vom Polen Wladislaw Gliński entwickelt. |
Raumschach
Entgegen dem ursprünglichen Eintrag (siehe weiter unten) versteht man unter „Raumschach“ im Allgemeinen die Schach-Variante, welche 1907 von Ferdinand Maack entwickelt wurde. Fasst man den Begriff „Raumschach“ weiter und bezieht hierbei alle Varianten von dreidimensionalem Schach (3D-Schach) mit ein, so lässt sich aus einem fast unerschöpflichen Fundus schöpfen. |
Swiss-Chess
Das Spielfeld oder besser gesagt das Schachbrett aus Karton besteht aus 192 Feldern. Drei Mal mehr also als ein herkömmliches Schachspiel. Angeordnet sind die zusätzlichen Quadrate an allen vier Seiten des Quadrats, sodass ein Kreuz entsteht. Genau diese Anordnung hat dem neuen Spiel auch den Namen verliehen. Mit roten und weissen Feldern auf rotem Grund kommt «Swiss-Chess» fast schon patriotisch daher. Die Figuren der vier Spieler sind alle von unterschiedlicher Farbe. Die Regeln Wer «Swiss-Chess» spielen will, muss «lediglich» die Regeln des normalen Schachs beherrschen. Im Spiel um die beiden klügsten Köpfe sitzen sich die Partner jeweils gegenüber. Es gilt also, auf ungewohnte Weise die Gegner zur Rechten und Linken zu überlisten. Hintergrund Das Spiel wurde von Markus Wüthrich 2006 erfunden und patentiert und wird heute in Polen gefertigt. |
Quellen:
Die Zusammenstellung der meisten dieser Varianten wurde entnommen von:
http://de.academic.ru
Informationen und Programme für Schachvarianten
ChessV ist ein freies Programm, das viele populäre Schachvarianten beherrscht.
Zillions of Games ist ein kommerzielles Programm für MS Windows, das viele Schachvarianten und andere Denkspiele spielen kann und das leicht um weitere Spiele erweitert werden kann.
Außerdem gibt es Programme, die auf das Lösen von Märchenschachproblemen spezialisiert sind, erwähnenswert sind Alybadix und WinChloe.
Literatur
• Andreas Bunkahle: Schach und Schachvarianten. BoD, Norderstedt 2006, ISBN 978-3-8334-6450-8.
• Lars Döring: Alternatives Schach. Neue Regeln für das Spiel der Könige. Schachverlag Urania, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-332-01920-9.
• David Pritchard: The Classified Encyclopedia of Chess Variants 2. Auflage. John Beasley, Herts 2007, ISBN 0-9555168-0-3.
Weblinks
• chessvariants stellt sehr viele, auch „abwegige“ Varianten und Untervarianten vor (englisch)
• Schachvarianten auf deutsch, mit und ohne abweichende Schachregeln
• Schachvarianten-Figurenset – Ein Figurenset, um die meisten Schachvarianten auf einem Brett zu spielen
Die Zusammenstellung der meisten dieser Varianten wurde entnommen von:
http://de.academic.ru
Informationen und Programme für Schachvarianten
ChessV ist ein freies Programm, das viele populäre Schachvarianten beherrscht.
Zillions of Games ist ein kommerzielles Programm für MS Windows, das viele Schachvarianten und andere Denkspiele spielen kann und das leicht um weitere Spiele erweitert werden kann.
Außerdem gibt es Programme, die auf das Lösen von Märchenschachproblemen spezialisiert sind, erwähnenswert sind Alybadix und WinChloe.
Literatur
• Andreas Bunkahle: Schach und Schachvarianten. BoD, Norderstedt 2006, ISBN 978-3-8334-6450-8.
• Lars Döring: Alternatives Schach. Neue Regeln für das Spiel der Könige. Schachverlag Urania, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-332-01920-9.
• David Pritchard: The Classified Encyclopedia of Chess Variants 2. Auflage. John Beasley, Herts 2007, ISBN 0-9555168-0-3.
Weblinks
• chessvariants stellt sehr viele, auch „abwegige“ Varianten und Untervarianten vor (englisch)
• Schachvarianten auf deutsch, mit und ohne abweichende Schachregeln
• Schachvarianten-Figurenset – Ein Figurenset, um die meisten Schachvarianten auf einem Brett zu spielen