Schachcomputer
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Schachcomputer sind Computer, die speziell zum Spielen von Schach gebaut sind. Sie enthalten ein als Firmware eingebautes Schachprogramm (Computerschach).
Heutzutage sind Schachcomputer den Menschen im allgemeinen überlegen. Schachprogramme spielen beim Schachtraining und bei der Partievorbereitung im Spitzenschach eine wichtige Rolle.
Heutzutage sind Schachcomputer den Menschen im allgemeinen überlegen. Schachprogramme spielen beim Schachtraining und bei der Partievorbereitung im Spitzenschach eine wichtige Rolle.
Der „Türke“
Der erste Automat, der angeblich Schach spielen konnte, war der „Schachtürke“ von Wolfgang von Kempelen (1734–1804). Dieser war aber „getürkt“, der Apparat konnte nicht selbstständig Schach spielen. Es war vielmehr ein Schachspieler im Inneren versteckt, der über eine komplizierte Mechanik die Züge ausführte. Einige der besten Schachmeister dieser Zeit bedienten den Türken, zuletzt der Franzose Schlumberger, dessen Tod im Jahre 1838 die aktive Laufbahn der Maschine beendete. |
Ende des 18. Jahrhunderts, im Jahre 1769 wurde das Zaubergerät zum ersten Mal der damaligen österreichischen Kaiserin Maria Theresia vorgeführt.
Danach ging es nach Paris und London, wieder zurück über Deutschland nach Wien zum Ursprung. Eine Legende sagt die russische Zarin Katharina die Große habe in St. Petersburg gegen den Schachautomaten verloren. Der Höhepunkt des Schachautomaten war eine Partie gegen Napoleon. Anfang des 19.Jahrhunderts, im Jahre 1825 ging es nach New York – USA, wo er durch das ganze Land reiste und auch den bekannten Schriftsteller Edgar Allan Poe begeisterte. Was hatte der Erfinder Wolfgang von Kempelen im Jahre 1769 gebaut? War es ein mechanisches Wunderwerk, das mit Magnetkräften oder unsichtbaren Schnüren seinen Dienst tat oder war es doch nur fauler Zauber? Steckte künstliche Intelligenz dahinter oder nur eine perfekte Illusion? Die Vermutungen füllten damalige Zeitungen und Bücher. Die Faszination, dass eine Maschine scheinbar einen Menschen im Schach schlagen konnte, sowie das jahrzehntelange Geheimnis der wahren Funktionsweise machten den Schachtürken zum Mythos. Die Wahrheit ist deutlich komplizierter Tatsächlich steckte in dem 1,50 Meter breiten, 95 Zentimeter hohen und 90 Zentimeter tiefen Holzkasten ein Mensch. „Von Kempelen“ engagierte ausgezeichnete kleinwüchsige Schachspieler, die fast alle das Geheimnis wahrten. Dank einer beweglichen Trennwand rutschte der Steuermann der Maschine zwischen linker und rechter Kammer des Unterbaus hin und her und verbarg sich beim Öffnen vor den Blicken der Zuschauer. Im Inneren gibt es ein ausklappbares zweites Schachbrett, das die Spielzüge mittels eines Gestänges und ausgeklügelter Mechanik an das darüber liegende und sichtbare Schachbrett übertrug. Was sich auf dem wirklichen Schachbrett abspielt, das sieht der Akteur im Innern des Schachautomaten dank magnetischer Stifte unter dem offiziellen Spielfeld. Wie eine Marionette folgt die exotische Puppe, die aus türkischer Kleidung und einem Turban bestand, jeder Bewegung – bei der das ratternde Uhrwerk beiläufig lief. Das Geheimnis wurde 50 Jahre lang nicht gelüftet Doch um 1840 war die Zeit des Automaten vorbei. Es war die Zeit des Industriezeitalters mit Dampfloks und moderner Technik. Schließlich wurde der Automat eine Jahrmarktattraktion, deren Geheimnis für einen Dollar gelüftet wurde. 1854 fiel er einem Museumsbrand zum Opfer. Mehr als zwei Jahrhunderte später gehören Schachcomputer zur Realität. Heute steht ein aufwändig restaurierter Schachtürke im größten Computermuseum der Welt: in Deutschland |
1979 – Die Glanzzeit der Schachcomputer beginnt
Der erste „echte“ Schachcomputer trug den Namen Belle und war eine festverdrahtete Maschine, die 1979 von Ken Thompson und Joe Condon in den Bell Laboratories in New Jersey entwickelt wurde. Sie konnte bis zu 180.000 Stellungen in der Sekunde erzeugen und erreichte eine Suchtiefe von bis zu neun Halbzügen. Belle dominierte die Computerschachszene bis 1983. Ihr wurde im gleichen Jahr von der US-Schachföderation der Titel eines Nationalen Meisters verliehen. Dies war die erste Auszeichnung dieser Art für einen Schachcomputer.
Seit 1975 arbeitete Robert Hyatt, ein Professor aus Mississippi, an einem Programm namens Blitz und wandte sich im Jahr 1979 an die Forschungsabteilung der Firma Cray, die ihnen einen Spitzenrechner (Cray-1) zur Verfügung stellte. In Zusammenarbeit mit Al Gower, einem Musikprofessor und Fernschachspieler, entwickelte Hyatt Cray Blitz. Doch trotz der Rechenleistung eines solchen Supercomputers (Cray-1 war damals die schnellste Rechenanlage der Welt) war Belle nicht zu besiegen.
Erst mit Cray X-MP wurde Belle im Jahre 1983 von Cray Blitz geschlagen. Cray Blitz war in Fortran, C und Cray-Assembler programmiert. Cray X-MP hatte 16 Prozessoren und eine Leistung von 13.000 Mips. In dieser Konfiguration kostete der Rechner etwa 50 Millionen Dollar. Die Schachberechnungen wurden mit Hilfe eines speziellen Algorithmus auf die Prozessoren verteilt. Cray Blitz wurde 1983 und 1986 Computerschach-Weltmeister. Cray X-MP war kein Schachcomputer im engeren Sinne, sondern ein Universalrechner, auf dem in der Regel andere Programme liefen.
Trotz des Sieges der Universalmaschine Cray X-MP (in weiteren Spielen siegte auch Belle wieder) zeigte das Kosten-Nutzen-Verhältnis, dass in Spezialhardware noch ein enormes Potenzial lag: Belle kostete nur ein Tausendstel einer Cray-Maschine.
Deep Thought und Deep Blue
Deep Thought war eine Vorentwicklung von Deep Blue, der Superschachrechner von IBM, dem letzten Spezialrechner seiner Art. Da PC-Schachprogramme heutzutage 99,9 % der Weltbevölkerung mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen.
Hydra
Der Schachcomputer Hydra ist die zurzeit leistungsstärkste Maschine. Sie ist eine Mischung aus Standard-Hardware (Linux-Computercluster von derzeit 32 Intel-Xeon-Prozessoren) und 32 FPGA-Karten für die Stellungsbewertung. Hydra versucht die Baumsuche zu parallelisieren. Er wird von dem Österreicher Dr. Christian „Chrilly“ Donninger, den Deutschen Dr. Ulf Lorenz und Christopher Lutz sowie dem Unternehmen PAL Computer Systems aus Abu Dhabi entwickelt.
Der erste „echte“ Schachcomputer trug den Namen Belle und war eine festverdrahtete Maschine, die 1979 von Ken Thompson und Joe Condon in den Bell Laboratories in New Jersey entwickelt wurde. Sie konnte bis zu 180.000 Stellungen in der Sekunde erzeugen und erreichte eine Suchtiefe von bis zu neun Halbzügen. Belle dominierte die Computerschachszene bis 1983. Ihr wurde im gleichen Jahr von der US-Schachföderation der Titel eines Nationalen Meisters verliehen. Dies war die erste Auszeichnung dieser Art für einen Schachcomputer.
Seit 1975 arbeitete Robert Hyatt, ein Professor aus Mississippi, an einem Programm namens Blitz und wandte sich im Jahr 1979 an die Forschungsabteilung der Firma Cray, die ihnen einen Spitzenrechner (Cray-1) zur Verfügung stellte. In Zusammenarbeit mit Al Gower, einem Musikprofessor und Fernschachspieler, entwickelte Hyatt Cray Blitz. Doch trotz der Rechenleistung eines solchen Supercomputers (Cray-1 war damals die schnellste Rechenanlage der Welt) war Belle nicht zu besiegen.
Erst mit Cray X-MP wurde Belle im Jahre 1983 von Cray Blitz geschlagen. Cray Blitz war in Fortran, C und Cray-Assembler programmiert. Cray X-MP hatte 16 Prozessoren und eine Leistung von 13.000 Mips. In dieser Konfiguration kostete der Rechner etwa 50 Millionen Dollar. Die Schachberechnungen wurden mit Hilfe eines speziellen Algorithmus auf die Prozessoren verteilt. Cray Blitz wurde 1983 und 1986 Computerschach-Weltmeister. Cray X-MP war kein Schachcomputer im engeren Sinne, sondern ein Universalrechner, auf dem in der Regel andere Programme liefen.
Trotz des Sieges der Universalmaschine Cray X-MP (in weiteren Spielen siegte auch Belle wieder) zeigte das Kosten-Nutzen-Verhältnis, dass in Spezialhardware noch ein enormes Potenzial lag: Belle kostete nur ein Tausendstel einer Cray-Maschine.
Deep Thought und Deep Blue
Deep Thought war eine Vorentwicklung von Deep Blue, der Superschachrechner von IBM, dem letzten Spezialrechner seiner Art. Da PC-Schachprogramme heutzutage 99,9 % der Weltbevölkerung mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen.
Hydra
Der Schachcomputer Hydra ist die zurzeit leistungsstärkste Maschine. Sie ist eine Mischung aus Standard-Hardware (Linux-Computercluster von derzeit 32 Intel-Xeon-Prozessoren) und 32 FPGA-Karten für die Stellungsbewertung. Hydra versucht die Baumsuche zu parallelisieren. Er wird von dem Österreicher Dr. Christian „Chrilly“ Donninger, den Deutschen Dr. Ulf Lorenz und Christopher Lutz sowie dem Unternehmen PAL Computer Systems aus Abu Dhabi entwickelt.
Schachcomputer und Programme heute
Heute kann man Schachcomputer in einschlägigen Schachshops, in Spielzeugläden oder im Internet bereits ab 30 Franken erwerben. Und dabei sind diese erstaunlich leistungsstark und verfügen je noch Modell über eine Spielstärke von 1800 ELO bis 2600 ELO. Bekannte Geräte sind heute Mephisto und Saitek.
Heute kann man Schachcomputer in einschlägigen Schachshops, in Spielzeugläden oder im Internet bereits ab 30 Franken erwerben. Und dabei sind diese erstaunlich leistungsstark und verfügen je noch Modell über eine Spielstärke von 1800 ELO bis 2600 ELO. Bekannte Geräte sind heute Mephisto und Saitek.
Natürlich gibt es auch für jede Spielkonsole wie WII, Nintendo Switch, PlayStation oder X-Box ein Schachprogramm.
Für den Computer gibt es heute unzählige Schachprogramme. Zu den bekanntesten Programmen gehören sicherlich Fritz, Rybka und Shredder. Das erstaunliche daran: Diese Programme sind sogar auf Smartphones wie zum Beispiel dem iPhone verfügbar und verfügen auch dort über eine Spielstärke von bis zu 2600 ELO.
Das Revival vom Fernschach
Mit dem Einzug der Smartphones kam eine neue höchst interessante Möglichkeit hinzu:
Die Nutzung eines Schachprogrammes oder einer Schachplattform für das Spielen von Fernschachpartien immer und überall. Die bekannteste Plattform, um gegen andere Schachspieler aus aller Welt zu spielen ist sicherlich www.chess.com. Aktuell sind auf dieser Plattform über 239‘000 Schachspieler registriert, welche regelmässig spielen und an den dort durchgeführten Turnieren (natürlich kostenlos) teilnehmen. Teilweise laufen dort parallel bis zu 100 Schachturniere an welchen man teilnehmen kann. Sehr viele Schachmeister sind dort ebenfalls registriert und so kann es passieren, dass man plötzlich Yury Shulmann (2680), Alex Onischuk (2675) oder Vladimir Belov (2625) als Gegner hat.
Mit dem Einzug der Smartphones kam eine neue höchst interessante Möglichkeit hinzu:
Die Nutzung eines Schachprogrammes oder einer Schachplattform für das Spielen von Fernschachpartien immer und überall. Die bekannteste Plattform, um gegen andere Schachspieler aus aller Welt zu spielen ist sicherlich www.chess.com. Aktuell sind auf dieser Plattform über 239‘000 Schachspieler registriert, welche regelmässig spielen und an den dort durchgeführten Turnieren (natürlich kostenlos) teilnehmen. Teilweise laufen dort parallel bis zu 100 Schachturniere an welchen man teilnehmen kann. Sehr viele Schachmeister sind dort ebenfalls registriert und so kann es passieren, dass man plötzlich Yury Shulmann (2680), Alex Onischuk (2675) oder Vladimir Belov (2625) als Gegner hat.
Ein kleiner Tipp:
Spielen Sie nicht zu viele Schachturniere gleichzeitig. Da diese meist Vollrundenturniere mit je 2 Partien gegen jeden Gegner sind, kann es ansonsten passieren, dass Sie plötzlich 80 laufende Partien haben und auch wenn die „Bedenkzeit“ je nach Turnier meist zwischen 1 und 3 Tagen ist, so kann man dann schnell einmal sehr viel Zeit damit verbringen, die laufenden Partien zu analysieren und die nächsten Züge auszuführen.
Spielen Sie nicht zu viele Schachturniere gleichzeitig. Da diese meist Vollrundenturniere mit je 2 Partien gegen jeden Gegner sind, kann es ansonsten passieren, dass Sie plötzlich 80 laufende Partien haben und auch wenn die „Bedenkzeit“ je nach Turnier meist zwischen 1 und 3 Tagen ist, so kann man dann schnell einmal sehr viel Zeit damit verbringen, die laufenden Partien zu analysieren und die nächsten Züge auszuführen.
Roland M. Rupp*
www.schachmuseum.ch
*Roland M. Rupp führt das virtuelle Schachmuseum und ist selber begeisterter Schachspieler. Aktuell ist er auf der Fernschachplattform chess.com mit 2249 ELO punkten gelistet. In seiner aktuell favorisierten Spielweise Chess960 (auch bekannt als Fischer-Schach) gehört er mit 1919 ELO Punkten zu den Top 160 der Welt auf Chess.com
www.schachmuseum.ch
*Roland M. Rupp führt das virtuelle Schachmuseum und ist selber begeisterter Schachspieler. Aktuell ist er auf der Fernschachplattform chess.com mit 2249 ELO punkten gelistet. In seiner aktuell favorisierten Spielweise Chess960 (auch bekannt als Fischer-Schach) gehört er mit 1919 ELO Punkten zu den Top 160 der Welt auf Chess.com
Aktuell haben wir über 640 verschiedene Schachcomputer bei uns katalogisiert und auch einige der interessantesten Geräte ausgestellt. So unter anderem auch einen Schachcomputer, welcher selber die Figuren bewegt. |
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