Jugendschach
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In den meisten Schachvereinen bestehen Jugendgruppen. Dabei werden die Jugendlichen in verschiedene Altersklassen eingeteilt (U8 bis U18). Eine Übergangsstufe bildet die Altersgruppe der Junioren, die im Schach die Unter-20-Jährigen (U20) umfasst. Die meisten grösseren Vereine haben eine eigene Jugendabteilung mit einem Jugendleiter.
Die Schweizer Teilnehmer an der Jugend-EM in Albena 2011.
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Mit Verstärkung des sportlichen Charakters des Schachs wurde im 20. Jahrhundert die Förderung von Jugendspielern als Aufgabe des organisierten Sports erkannt. Das erste besondere Jugendturnier fand am Rande des Barmer Schachkongresses im Jahr 1905 statt. Vermutlich gab es vorher bereits vereinzelt lokale Jugendturniere.
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte das Jugendschach speziell in der Sowjetunion einen grossen Aufschwung. Hier ist einer der Gründe für den Aufstieg der Russischen Schachschule zu sehen. Seit ungefähr 1950 wurden in vielen Ländern die Jugendspieler zunehmend organisiert und zu Meisterschaften herangeführt. |
In fast allen Staaten finden nationale Jugendmeisterschaften statt. Der Weltschachbund FIDE organisiert seit 1951 (und seit 1982 für Mädchen) Weltmeisterschaften, die heute als U20-Juniorenweltmeisterschaften (Altersklasse Unter 20) firmieren. Für andere Altersstufen werden seit 1977 besondere Jugendweltmeisterschaften ausgespielt. Seit 1991 veranstaltet die European Chess Union zudem eine Jugendeuropameisterschaft in mehreren Alterskategorien. Von 1971 bis 2002 gab es darüber hinaus eine von der FIDE eingeführte Europameisterschaft für die Junioren bis 20 Jahre.
In der Schweiz sind ca. 800 unter 18-jährige Jugendspieler in Vereinen organisiert. Die Zahl der regelmässig schachspielenden Kinder und Jugendlichen ist aber weitaus höher und wird auf rund 4000 geschätzt.
In der Schweiz sind ca. 800 unter 18-jährige Jugendspieler in Vereinen organisiert. Die Zahl der regelmässig schachspielenden Kinder und Jugendlichen ist aber weitaus höher und wird auf rund 4000 geschätzt.
Schach und Psychologie
Praktische Ratschläge zur Vermeidung psychologischer Schwächen finden sich vereinzelt bereits in der ältesten Schachliteratur. Als frühes Beispiel kann ein Ausspruch von Damiano de Odemiras gelten: „Wenn Du über einen guten Zug verfügst, achte darauf, ob es nicht noch einen Besseren gibt.“ Bei den seit der frühen Neuzeit in Mode befindlichen Gambit-Eröffnungen spielen psychologische Elemente eine wichtige Rolle, wie die Überraschung (bis hin zum Bluff) und die Herbeiführung von Ungleichgewichten durch Eingehen eines kalkulierten Risikos.
Der praktisch-psychologische Ansatz trat aber zunächst in den Hintergrund, als die Entwicklung der Schachtheorie im 19. Jahrhundert eine Wendung zu einem scheinbar objektiv-wissenschaftlichen Vorgehen nahm (Steinitz-Tarrasch-Schule). Als Wegbereiter eines psychologischen Ansatzes im Schach wird oft Emanuel Lasker angesehen, der Steinitz als Weltmeister nachfolgte. Ob Lasker gezielt psychologische Methoden gegen seine Gegner anwandte − er wähle bewusst die für seine Gegner individuell „unangenehmsten Züge“ und treibe „durch theoretisch tadelnswertes Spiel“ Partien bewusst „hart am Abgrund vorbei“ −, wie Richard Réti u. a. vermuteten, ist allerdings bis heute umstritten.
Praktische Ratschläge zur Vermeidung psychologischer Schwächen finden sich vereinzelt bereits in der ältesten Schachliteratur. Als frühes Beispiel kann ein Ausspruch von Damiano de Odemiras gelten: „Wenn Du über einen guten Zug verfügst, achte darauf, ob es nicht noch einen Besseren gibt.“ Bei den seit der frühen Neuzeit in Mode befindlichen Gambit-Eröffnungen spielen psychologische Elemente eine wichtige Rolle, wie die Überraschung (bis hin zum Bluff) und die Herbeiführung von Ungleichgewichten durch Eingehen eines kalkulierten Risikos.
Der praktisch-psychologische Ansatz trat aber zunächst in den Hintergrund, als die Entwicklung der Schachtheorie im 19. Jahrhundert eine Wendung zu einem scheinbar objektiv-wissenschaftlichen Vorgehen nahm (Steinitz-Tarrasch-Schule). Als Wegbereiter eines psychologischen Ansatzes im Schach wird oft Emanuel Lasker angesehen, der Steinitz als Weltmeister nachfolgte. Ob Lasker gezielt psychologische Methoden gegen seine Gegner anwandte − er wähle bewusst die für seine Gegner individuell „unangenehmsten Züge“ und treibe „durch theoretisch tadelnswertes Spiel“ Partien bewusst „hart am Abgrund vorbei“ −, wie Richard Réti u. a. vermuteten, ist allerdings bis heute umstritten.
Die Wissenschaft und die „Psychologie des Schachspielers“
An der Wende zum 20. Jahrhundert zeigte sich bereits der Beginn einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Denkvorgängen und kognitiven Eigenheiten von Spitzenspielern. Den Anfang in dieser Hinsicht machte das Werk Psychologie des grands calculateurs et joueurs d'échecs (Paris 1894) des berühmten französischen Psychologen Alfred Binet, dem Erfinder des Intelligenztests. Ihn interessierten speziell die während einer Partie − und speziell auch beim Blindspiel − ablaufenden Gedächtnisprozesse, die er anhand von Befragungen von Schachspielern untersuchte. Speziell die Antworten Siegbert Tarraschs, der im Interview auf seine mittelmäßige mathematische Begabung verwiesen hatte, veranlassten Binet zu der Erkenntnis, es gebe zwar einen naheliegenden Zusammenhang, aber „keine Übereinstimmung zwischen der Rechenfähigkeit und der Fähigkeit zum schachlichen Denken“. |
Persönlichkeitsstörung und Schach
Die Tatsache, dass eine Reihe von berühmten Schachspielern psychisch krank waren oder gar im Wahnsinn endeten, hat immer wieder Mutmaßungen und Spekulationen hervorgerufen. Fine nennt als ein bezeichnendes Beispiel für eine „Psychose bei Schachspielern“ den mexikanischen Meister Carlos Torre Repetto, der Mitte der 1920er Jahre, auf dem Gipfel seiner Schachlaufbahn, einen psychotischen Zusammenbruch erlitt und sich in New York auf offener Straße die Kleider vom Leib riss. Als durch Augenzeugenberichte gesichert kann gelten, dass Torre ein gestörtes Essverhalten aufwies und sich überwiegend von Süßigkeiten ernährte. Nachdem er sich bei einer Busfahrt durch New York in aller Öffentlichkeit seiner Kleidung entledigt hatte, wurde er für einige Wochen in ein Krankenhaus eingewiesen. Nach der Entlassung kehrte er nach Mexiko zurück und verbrachte dort den Rest seines Lebens, ohne jemals wieder eine ernsthafte Schachpartie zu spielen. Kurz vor seinem Tod verlieh ihm der Weltschachbund FIDE 1977 den Titel eines Großmeisters ehrenhalber. Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2668. Diese erreichte er im Mai 1926. Nach ihm ist ein noch heute populäres Eröffnungssystem benannt, der Torre-Angriff. Außerdem führte er 1925 in Baden-Baden die Zugfolge 1. d2-d4 Sg8-f6 2. c2-c4 Sb8-c6 ein, die als Mexikanische Verteidigung (im Englischen meist als Black knight's tango) bezeichnet wird. |
Bereits den Arzt und Großmeister Tarrasch interessierte das Auftreten von Persönlichkeitsstörungen in Verbindung mit Schach. Die zeitgenössischen Anschauungen, darunter die übertriebene Furcht vor den angeblich gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Blindspiels, haben sich später jedoch nicht bewahrheitet; insbesondere lag Tarrasch in dem von ihm untersuchten „Fall Pillsbury“ falsch, der, wie erst viel später bekannt wurde, tatsächlich an der Syphilis erkrankt war. Unbestritten ist jedenfalls, dass gegebenenfalls Spielsucht, extreme Anspannung und soziale Isolierung das physische und psychische Wohlbefinden von Schachspielern untergraben können.
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Das beliebte Thema der „Schachbesessenheit“ hat schließlich in zahlreichen Varianten Widerhall in Film und Literatur gefunden. Frühe Klassiker auf dem Gebiet sind der sowjetische Stummfilm Schachfieber (1925) und die später ebenfalls verfilmte Schachnovelle des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig.
Die Schachnovelle ist eine Novelle von Stefan Zweig, die er zwischen 1938 und 1941 im brasilianischen Exil schrieb. Es ist sein letztes und zugleich bekanntestes Werk.
Die Schachnovelle ist eine Novelle von Stefan Zweig, die er zwischen 1938 und 1941 im brasilianischen Exil schrieb. Es ist sein letztes und zugleich bekanntestes Werk.
Die Erstausgabe erschien am 7. Dezember 1942 in Buenos Aires in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren. In Europa wurde das Werk im Dezember 1943 im Stockholmer Exilverlag von Gottfried Bermann Fischer verlegt. 1944 erschien in New York die erste Übersetzung ins Englische. In Deutschland hat sich das Buch seit dem Erscheinen der Taschenbuchausgabe 1974 zu einem Dauerbestseller entwickelt. Mittlerweile wurden weit über 1,2 Millionen Exemplare verkauft.
Der Preis der Serie mit Kaffeerahmdeckeli zur Schacholympiade Luzern 1982 wird derzeit zum Beispiel derzeit mit Fr. 600.— angegeben.