Schachweltmeister
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Der Titel Schachweltmeister ist die höchste Auszeichnung im Schachspiel, die – in der Regel – nach vorausgehenden Qualifikationsturnieren und schließlich durch einen Zweikampf um die Schachweltmeisterschaft vergeben wird. Als erster offizieller Schachweltmeister gilt der Österreicher Wilhelm Steinitz nach seinem Wettkampfsieg gegen Johannes Hermann Zukertort im Jahr 1886.
Der Austragungsmodus der Weltmeisterschaften bei den Herren wurde erstmals 1948 nach dem Tod des Titelinhabers Alexander Aljechin von einem Zweikampf um die Schachkrone auf ein Rundenturnier mit mehreren Teilnehmern umgestellt. Danach wurde der Titel wieder über Zweikämpfe ausgespielt, wofür sich die Titelaspiranten über Zonenturniere, Interzonenturniere und Kandidatenturniere qualifizieren mussten. Nur bei der WM 2007 wurde der Weltmeister ausnahmsweise nochmal durch ein Rundenturnier ermittelt.
Der Austragungsmodus der Weltmeisterschaften bei den Herren wurde erstmals 1948 nach dem Tod des Titelinhabers Alexander Aljechin von einem Zweikampf um die Schachkrone auf ein Rundenturnier mit mehreren Teilnehmern umgestellt. Danach wurde der Titel wieder über Zweikämpfe ausgespielt, wofür sich die Titelaspiranten über Zonenturniere, Interzonenturniere und Kandidatenturniere qualifizieren mussten. Nur bei der WM 2007 wurde der Weltmeister ausnahmsweise nochmal durch ein Rundenturnier ermittelt.
Erster Weltmeister Wilhelm Steinitz (1886–1894)
Er gilt als Revolutionär der Schachtheorie, der die damals vorherrschende Spielweise des stürmischen Angriffsschachs, des sogenannten „romantischen Schachs“, scharf kritisierte. Mit einer erstmals wissenschaftlichen Herangehensweise formulierte Steinitz heute noch gültige strategisch-positionelle Grundsätze und legte somit den Grundstein für die moderne Schachtheorie. |
Zweiter Weltmeister Emanuel Lasker (1894–1921)
Emanuel Lasker (* 24. Dezember 1868 in Berlinchen, Neumark; † 11. Januar 1941 in New York) war ein deutscher Schachgroßmeister, Mathematiker und Philosoph. Er war der zweite offizielle und zugleich bislang einzige deutsche Schachweltmeister. Er behauptete diese Position über einen Zeitraum von 27 Jahren (1894 bis 1921) und damit länger als jeder andere Träger dieses Titels. |
Dritter Weltmeister José Raúl Capablanca
(1921–1927) Von 1921 bis 1927 war er der dritte Schachweltmeister. Capablanca galt als Wunderkind und erlernte das Schachspielen schon mit vier Jahren. Angeblich soll er dies durch blosses Zusehen bei den Spielen seines Vaters sich selbst beigebracht haben. Tatsache ist jedoch, dass er bereits in sehr jungen Jahren über eine beachtliche Spielstärke verfügte. |
Vierter Weltmeister Alexander Aljechin
(1927–1935 und 1937–1946) Er war der vierte Schachweltmeister. Eine nach ihm benannte Schacheröffnung ist die Aljechin-Verteidigung. In seiner Jugend besuchte er das Gymnasium in Moskau. Mit Schach kam er frühzeitig in Berührung, zunächst spielte er gegen seinen Vater und seinen vier Jahre älteren Bruder Alexei, der ebenfalls ein guter Schachspieler werden sollte. Aljechin begann bald darauf Fernschach zu spielen und trat dem bedeutendsten Moskauer Schachzirkel bei, der Moskauer Schachgesellschaft. |
Fünfter Weltmeister Max Euwe
(1935–1937) Als Zwölfjähriger wurde Euwe 1913 Mitglied im ältesten Schachverein der Niederlande, der Amsterdamer Schachgesellschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg trat seine große Spielstärke hervor. 1919 gab er sein Debüt bei der Meisterschaft der Niederlande, 1921 gewann er sie erstmals. Insgesamt konnte er diesen Titel bis 1955 zwölfmal, davon sechsmal in ununterbrochener Folge, erringen und ist damit Rekordhalter. 1928 wurde er in Den Haag Amateurweltmeister der FIDE. Weitere Erfolge in internationalen Turnieren waren seine Siege in Hastings 1930/31, Hastings 1933/34 und Bad Nauheim/Stuttgart/Garmisch 1937. |
Sechster Weltmeister Michail Botwinnik
(1948–1957, 1958–1960, 1961–1963) Von 1948 an übernahm die FIDE die Organisation der Wettkämpfe. Das neue Weltmeisterschaftsregelment sah vor, dass der Weltmeister den Titel alle drei Jahre verteidigen musste. Der jeweilige Herausforderer wurde durch Zonen-, Interzonen- und Kandidatenturniere ermittelt. Bis 1963 galt zudem die Regel, dass dem Weltmeister im Falle eines Titelverlustes ein Revancherecht ein Jahr später zustehen sollte. |
Achter Weltmeister Michail Tal (1960–1961)
Der junge Michail Tal galt als „Feuerkopf“ unter den Schachmeistern seiner Zeit. 1960 setzte er sich gegen Weltmeister Botwinnik durch. Zur allgemeinen Überraschung gelang dem weitaus älteren Botwinnik aber dank seiner präzisen Wettkampfvorbereitung erneut die Revanche. |
Neunter Weltmeister Tigran Petrosjan (1963–1969)
1963 gelang es Tigran Petrosjan, einem der besten Defensivspieler der Schachgeschichte, Botwinnik zu schlagen. 1966, vom 11. April bis 9. Juni in Moskau, verteidigte er seinen Titel erfolgreich gegen Boris Spasski. Es war das erste Mal seit 1934, dass ein amtierender Schachweltmeister seinen Herausforderer besiegte. Endergebnis: 12,5:11,5 (+4-3=17) Im Wettkampf von 1969 (14. April bis 17. Juni ebenfalls in Moskau), verlor er den Titel an einen diesmal weit besser vorbereiteten Spasski. Endergebnis: 10,5:12,5 (+4-6=13) |
Zehnter Weltmeister Boris Spasski (1969–1972)
Spasskis Weltmeisterschaft dauerte drei Jahre bis zu dem vielbeachteten Wettkampf mit dem amerikanischen Schachgenie Robert James „Bobby“ Fischer. Vom 11. Juli bis zum 31. August 1972 fand in Reykjavík der durch die Massenmedien zum Kampf der Systeme und Match des Jahrhunderts hochstilisierte Weltmeisterschaftskampf zwischen dem Sowjetbürger Spasski und dem US-Amerikaner Fischer statt: Robert Fischer gewann den Wettkampf mit dem Endergebnis 12,5:8,5 (+7-3=11, wobei Fischer die 2. Partie wegen Nichterscheinens kampflos verlor). |
Weltmeister ab 1948
Durch den Tod Alexander Aljechins wurde der Weg frei für die Ausrichtung der Weltmeisterschaftskämpfe durch den Weltschachverband (FIDE). Der von der FIDE gekürte und als solcher auch allgemein anerkannte Weltmeister wurde im Weltmeisterschaftsturnier 1948 ermittelt.
An dem Turnier, veranstaltet vom 1. März bis zum 18. Mai 1948 in Den Haag und Moskau, nahmen neben Michail Botwinnik, Paul Keres, Wassili Smyslow, Samuel Reshevsky und Ex-Weltmeister Max Euwe teil. Der ursprünglich gleichfalls als Teilnehmer vorgesehene amerikanische Großmeister Reuben Fine verzichtete. Die fünf Teilnehmer spielten jeder gegen jeden fünf Partien.
Das Endergebnis war:
1. Michail Botwinnik
2. Wassili Smyslow
3. Paul Keres
4. Samuel Reshevsky
5. Max Euwe
Elfter Weltmeister Robert James (Bobby) Fischer
(1972–1975) Die Weltmeisterschaft Fischers wurde im Westen stark bejubelt. Zu der Faszination, die das Schachgenie Fischer ausstrahlte, gesellte sich die Genugtuung darüber, dass es einem Amerikaner gelungen war, in die Domäne der Sowjetischen Schachschule einzudringen. Fischers Eroberung des Schachthrons erwies sich sehr überraschend zugleich als das Ende seiner Karriere: Der Amerikaner zog sich vom Schach zurück und verteidigte den Titel im Jahr 1975 nicht gegen den von der FIDE ermittelten Herausforderer Anatoli Karpow. Dem Verzicht Fischers gingen lange Verhandlungen über die Modalitäten im Wettkampfreglement voraus. Die FIDE war nicht bereit, zu Fischers Bedingungen (Spiel auf 10 Gewinne, Remis zählen nicht, beim Stand von 9:9 wird das Match als Unentschieden abgebrochen) den Wettkampf auszurichten. |
Zwölfter Weltmeister Anatoli Karpow
(1975–1985) Nachdem Fischer zum Weltmeisterschaftskampf 1975 nicht angetreten war, wurde Herausforderer Karpow von FIDE-Präsident Euwe kampflos zum Weltmeister proklamiert. Vom 16. Juli bis zum 17. Oktober 1978 verteidigte Karpow in Baguio auf den Philippinen seinen Titel gegen den 20 Jahre älteren Viktor Kortschnoi. |
Dieser war schon sein Finalgegner um die Herausforderung Fischers gewesen. Die FIDE änderte das Reglement – nicht mehr 24 Partien wurden gespielt, sondern ein Match auf 6 Gewinne, Remis zählten nicht. Das Endergebnis lautete 16,5:15,5 (+6, −5, =21) für den Titelverteidiger.
1981 gewann Karpow wiederum gegen Kortschnoi. Endergebnis: 11:7 (+6, −2, =10). Man spielte vom 1. Oktober bis zum 19. November in Meran.
Ein 1984 begonnener Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparow wurde Anfang 1985 nach einer Vielzahl von Partien (48 Partien) abgebrochen. Man spielte, wie 1978 und 1981, auf sechs Gewinne, Remis zählten nicht. Ergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs: 5:3 (+5, −3, =40). Spielort war seit 1969 erstmals wieder Moskau. Der Wettkampf begann am 10. September 1984 und wurde am 15. Februar 1985 vom FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes entgegen FIDE-Reglement beendet. Bei Abbruch des Wettkampfes lag Karpow zwar in Führung, war aber sichtlich angeschlagen, so dass der Abbruch allgemein als eine Begünstigung des Weltmeisters gegenüber seinem jungen Rivalen angesehen wurde. Andererseits konnte Campomanes vorbringen, dass ein Fall wie der vorliegende, Dutzende von Remispartien, in der Satzung einfach nicht behandelt würde, und dass nun mit 48 Partien genau die doppelte Anzahl eines bisherigen Weltmeisterschafskampfes gespielt wurde und somit der beste Zeitpunkt für einen Abbruch vorläge. Auch könne nicht einfach weitergespielt werden, bis ein Kämpfer körperlich Schaden nehme. Dies sei nicht das Wesen des Schachs.
Vom 3. September bis zum 9. November 1985 wurde der Wettkampf unter einem neuen Reglement (24 Partien. Sieger wurde, wer 12½ Punkte machte) in Moskau wiederholt. Karpow musste sich Kasparow geschlagen geben. Endergebnis: 11:13 (+3, −5, =16).
1981 gewann Karpow wiederum gegen Kortschnoi. Endergebnis: 11:7 (+6, −2, =10). Man spielte vom 1. Oktober bis zum 19. November in Meran.
Ein 1984 begonnener Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparow wurde Anfang 1985 nach einer Vielzahl von Partien (48 Partien) abgebrochen. Man spielte, wie 1978 und 1981, auf sechs Gewinne, Remis zählten nicht. Ergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs: 5:3 (+5, −3, =40). Spielort war seit 1969 erstmals wieder Moskau. Der Wettkampf begann am 10. September 1984 und wurde am 15. Februar 1985 vom FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes entgegen FIDE-Reglement beendet. Bei Abbruch des Wettkampfes lag Karpow zwar in Führung, war aber sichtlich angeschlagen, so dass der Abbruch allgemein als eine Begünstigung des Weltmeisters gegenüber seinem jungen Rivalen angesehen wurde. Andererseits konnte Campomanes vorbringen, dass ein Fall wie der vorliegende, Dutzende von Remispartien, in der Satzung einfach nicht behandelt würde, und dass nun mit 48 Partien genau die doppelte Anzahl eines bisherigen Weltmeisterschafskampfes gespielt wurde und somit der beste Zeitpunkt für einen Abbruch vorläge. Auch könne nicht einfach weitergespielt werden, bis ein Kämpfer körperlich Schaden nehme. Dies sei nicht das Wesen des Schachs.
Vom 3. September bis zum 9. November 1985 wurde der Wettkampf unter einem neuen Reglement (24 Partien. Sieger wurde, wer 12½ Punkte machte) in Moskau wiederholt. Karpow musste sich Kasparow geschlagen geben. Endergebnis: 11:13 (+3, −5, =16).
13. Weltmeister Garri Kasparow (1985–2000)
Vom 28. Juli bis zum 8. Oktober 1986 spielte Kasparow in London (erste 12 Partien) und Leningrad (letzte 12 Partien) ein Revanchematch gegen Karpow. Karpow unterlag erneut. Endergebnis: 12,5:11,5 (+5-4=15). 1987 verteidigte er seinen Titel erneut gegen Karpow, diesmal durch ein Unentschieden. Spielort war Sevilla, man spielte vom 12. Oktober bis zum 18. Dezember. Endergebnis: 12:12 (+4-4=16). Vom 8. Oktober bis zum 31. Dezember 1990 spielten die beiden Dauerrivalen ihr letztes Match um die Weltmeisterschaft. Die erste Hälfte fand in New York City statt, die letzten 12 Partien wurden in Lyon gespielt. Endergebnis: 12,5:11,5 (+4-3=17) für Kasparow. Erst im Jahre 2000 verteidigte Kasparow seinen Titel erneut und verlor ohne einen einzigen Sieg vom 8. Oktober bis zum 2. November in London gegen Wladimir Kramnik. Endergebnis: 6,5:8,5 (+0-2=13). |
14. Weltmeister Wladimir Kramnik (2000–2007)
Vom 15. September bis zum 18. Oktober 2004 verteidigte Kramnik gegen den durch das Kandidatenturnier von Braingames qualifizierten Ungarn Péter Lékó seinen Titel in Brissago durch ein Unentschieden. Endergebnis: 7:7 (+2-2=10). Vom 23. September bis zum 13. Oktober 2006 fand in Elista ein Wettkampf zwischen Wesselin Topalow und Wladimir Kramnik statt, der die Zweiteilung der Schachweltmeisterschaft beendete. Zum ersten Mal entschied bei einer klassischen Schachweltmeisterschaft der Tiebreak über den Sieger. Kramnik gewann und war nun alleiniger Weltmeister. Kramnik musste – so schrieben es die FIDE-Regularien vor – in einem Rundenturnier mit acht Teilnehmern den nun alleinigen WM-Titel verteidigen. Die sieben noch offenen Startplätze wurden durch ein Qualifikationsturnier sowie anhand der Platzierung in der FIDE-Weltrangliste zum damaligen Zeitpunkt vergeben. Sieger wurde Viswanathan Anand, der ungeschlagen und mit einem Punkt Vorsprung auf Kramnik neuer Weltmeister wurde. Er ist der erste asiatische Schachweltmeister, da Russland sportlich zu Europa gehört. |
15. Weltmeister Viswanathan Anand (2007-2013)
Anand verteidigte seinen WM-Titel vom 14. bis 29. Oktober 2008 in der Bundeskunsthalle in Bonn in einem Wettkampf über 12 Partien gegen Kramnik. Kramnik wurde vor der WM 2007 zugesichert, im Falle des Verlustes seines WM-Titels im folgenden Jahr die Chance auf ein Revanchematch zu erhalten. Nach 11 Partien lag Anand bereits uneinholbar in Führung, womit er den Titel vorzeitig verteidigte. Vom 24. April bis 11. Mai 2010 verteidigte Anand den Weltmeistertitel im Zentralen Militärklub in Sofia gegen Wesselin Topalow in einem Wettkampf über 12 Partien mit 6,5 zu 5,5. Topalow erkämpfte sich das Recht zur Herausforderung durch seinen Sieg im Kandidatenfinale gegen Gata Kamsky. |
16. Schachweltmeister Magnus Carlsen (2013-)
Bei der Schachweltmeisterschaft 2014 gab es eine Neuauflage des Duells Carlsen–Anand, bei dem Carlsen erneut siegte. Bei der WM 2016 verteidigte Carlsen im Tiebreak seinen Titel gegen Sergei Karjakin und auch bei der WM 2018 gegen Fabiano Caruana war er nach hartem Kampf im Tiebreak erfolgreich. |